Ein weiter Weg
Schwerte, 12.18.2020 - 01:37 Uhr - Artikel von: Chas York - Lesedauer: Ach keh', woher soll ick des denn wisse?
Irgendwie kenne ich das Gefühl, ein armer Schlucker zu sein und irgendwie gehörte dieses Gefühl auch inzwischen, zu meinem Leben dazu, wie das Ampelmännchen zur Straße. Viele hatten mich mal, in der Vergangenheit, gefragt was denn so mein absoluter Tiefpunkt im Leben gewesen wäre und wie ich diese Hürde gemeistert hätte. Nun, im Leben sollte man sich vielerlei Dinge bewusst sein: Einmal, dass man sein Leben genießen soll, als stünde man vor seinem letzten Lebtag und zweitens; sollte man seine Konsequenzen aus seinen Entscheidungen ziehen. Naja und drittens und wohl das Wichtigste; sorge immer dafür, dass das Dach über deinen Kopf gesichert ist. Es war Sommer im Jahr 2012. Es war ein ziemlich heißer Sommer gewesen und wir hatten draußen, rund 30°C gehabt. Ob dies aber wirklich so stimmte, dessen war ich mir nicht mehr sicher. Eines stand fest; als ich mich am Abend hingelegt hatte, konnte ich meine Klamotten allesamt, zum Trocknen aufhängen. Teilweise musste ich diese sogar, auswringen. Naja, aber dazu kommen wir später noch. Am Tag des 13. August 2012, also bald vor 9 Jahren, produzierte ich mit meinen besten Freund in Bochum eine Radiosendung, wonach er mich dann auch zuhause in Dortmund, abgeliefert hatte. Eigentlich war alles gut. Damit diese Geschichte allerdings Sinn ergibt, muss ich alles nochmal genauer erklären. Dafür müsste ich aber etwas weiter zurückgreifen.
Anfang August, war ich für eine Woche bei meinem Vater zu Besuch, der in Rheinland-Pfalz, wohnte. Schon seit einer längeren Zeit lebte er dort, getrennt von meiner Mutter. Es war ein ziemlich steiniger Weg für mich gewesen, diesen Status (also Mann, Wohnung etc. zu haben) überhaupt zu bekommen. Jedoch hatte ich ein gefestigtes Leben und mein Mann meinte zu mir, dass er mal ein wenig Abstand nötig haben würde. Dies immerhin, konnte ich bestens verstehen, weil wir nun mal leider 24/7 aufeinander gehockt hatten und meine berufliche Karriere schon dort, ziemlich mies ausgefallen war. Doch für meinen Mann, war dies kein Problem gewesen und er unterstützte mich auch weitestgehend so, wie es sich für einen Ehemann gehörte.
Als er mich dann, wie ich es gewohnt gewesen war, vom Hauptbahnhof in Dortmund am späten Abend des 12.08.2012 abholte, meinte er zu mir, dass er ein potenzielles Sexdate hätte und ihn gerne, in den nächsten Tagen, treffen würde. Da wir ohnehin ausgemacht hatten, unsere Beziehung etwas offener zu gestalten - in einer Homoehe ist das eher Gang und Gäbe, als in einer Heterobeziehung - war diese Gegebenheit für mich, kein sonderlich großes Problem gewesen. Natürlich nur, wenn man sich genau an die gemeinsamen Absprachen hielte. Ansonsten fand ich sowas doch schon ziemlich blöde. Selbstverständlich galt in solch einem Fall, gleiches Recht für alle. Gegen Mitternacht zum 13.08.2012, kamen wir zuhause an, nachdem mein Männe mich vom Bahnhof abholte und ich sollte direkt ins Schlafzimmer gehen. Irgendwie empfand ich das seltsam, weil er noch nicht mal gewartet hatte, bis ich meine Sachen abgelegt hatte. Als ich ins Schlafzimmer kam, lief das Lied "Das Beste" von "Silbermond", was damals unser gemeinsamer Song gewesen war und auf dem frisch bezogenen Bett, waren Rosenblätter verstreut. Wir liebten uns bis der Morgen errötete und gingen danach schlafen.
Wir wurden daraufhin, im Vormittagsbereich wach und er nannte mir einen Termin, wann er sich nun mit diesem Date treffen würde. Es sollte noch dieser Tag sein, ausgerechnet an einem Freitag den 13. (das ist mir erst jetzt bewusstgeworden, dass es ein Freitag der 13. war.) traf er sich mit diesen Typen, während ich mit meinen besten Freund, die Radiosendung aufzeichnete. Als ich nach Hause gekommen war, trank sich unser gemeinsamer Freund, noch bei uns in der Wohnung, ein alkoholfreies Bier bevor er zu sich nach Hause gefahren war und ab da, saß ich irgendwie alleine zuhause. Es war ein seltsames Gefühl. Fast so, als wäre durch meinem Kopf, eine Vorahnung geschossen, welche mir durch Mark und Bein gegangen war. Ein Jeder kannte sicherlich diese Empfindung, wenn urplötzlich ein kalter Schauer über den Rücken läuft? Genauso fühlte es sich an. Jedenfalls saß ich dort auf unser Sofa, zappte durch sämtliche Kanäle im Fernsehen, um feststellen zu können, dass nichts lief und hörte anschließend, nachdem ich nicht fündig geworden war, in die Sendung rein, auf der Suche nach einen Fehler. Schon während wir diese Sendung im Studio aufgezeichnet hatten, überkam mich dieses miese Gefühl, welches ich, wenig später auch zuhause erlebt hatte. Es wurde später und später und von meinem Mann, folgte kein Lebenszeichen mehr. Ich kannte meinen Mann und wusste, dass wenn er beim Sex zum Punkt gekommen war, dass es sich danach auch für ihn wieder erledigt hätte und er wieder, nach hause kommen würde. Blöd für mich war die Tatsache, dass mein Männe um 18 Uhr zu seinem Date gegangen, aber um 0 Uhr von Freitag auf Samstag, noch immer nicht heimgekehrt war. Auf mehrmaligen Senden von Textnachrichten, folgte keinerlei Reaktion und ich dachte mir nur im Stillen: "Bestimmt ist sein Akku, wieder einmal, leer. Wieso lädt er sein Teil nicht auf, bevor er losgeht?"
Zwischenzeitlich zweifelte ich natürlich auch, ob er aufrichtig zu mir gewesen wäre und ob nicht vielleicht, die Abmachung zur offenen Beziehungsgestaltung, nicht vielleicht ein hochgradiger Fehler gewesen wäre. Naja, hinterher war man natürlich wieder einmal, etwas schlauer. Nun gut. Es wurde 1 Uhr, 2 Uhr und 2:32 Uhr und plötzlich siehe da, klingelte mein Handy. "Ihr Datenvolumen für Ihre Vodafone CallYa-Karte ist erschöpft. Für eine automatische Verlängerung, reicht Ihr CallYa-Guthaben nicht mehr aus. Bitte laden Sie, eine neue CallNow-Karte auf.", statt, dass es mein Mann gewesen war, teilte mir Vodafone wieder einmal mit, dass ich Spacko doch wieder mehr Geld dort hinblättern solle. Darüber war ich ziemlich verärgert gewesen, weil ich solche Gegebenheiten auf den Tod nicht ausstehen konnte. Man wartete sehnsüchtig auf eine Antwort von seinem Kerl und was kam? Der dämliche Anbieter wollte mal wieder Geld von mir. Also schmetterte ich wütend, mein "HTC-Wildfire" auf das Sofa und hoffte, dass doch irgendwann mal, eine Rückmeldung von meinen Mann käme. Sie kam dann auch irgendwann, um kurz vor 3 Uhr und ich war mega angepisst. Nicht etwa nur deswegen, weil er sich über 8 Stunden lang, nicht bei mir gemeldet hatte sondern, weil er auch noch die Chuzpe hatte, mir am Telefon mitteilen zu müssen, dass er über das Sexdate später, nicht sprechen wolle und es kompliziert wäre. Ich sollte ihn dann vom Bahnhof abholen und als ich dort ankam, hielt er sich ziemlich bedeckt. Er sprach mit mir kein Wort, was mich ungemein stutzig machte. Wir gingen daraufhin nach Hause und, weil es so spät gewesen war, auch relativ nachdem wir angekommen waren, ins Bett.
Im Westen was Neues
Am Tag darauf, es war der 14.08.2012, kam unser gemeinsamer Freund zu Besuch, mit dem ich auch zusammen die Radiosendung, am Tag zuvor, aufgezeichnet hatte. Bevor er allerdings bei uns aufgekreuzt war, erzählte mir mein Männe doch, vollkommen unverfroren, dass er sich in sein Sexdate verliebt hätte und die Beziehung mit mir beenden möchte. Just in diesem Moment, fielen sämtliche Gesichtszüge bei mir aus. Zuerst glaubte ich zu wissen, es handelte sich dabei bloß, um einen perfiden Scherz, über welchen ich absolut nicht lachen konnte. Doch er schien es wirklich ernst gemeint zu haben, sodass ich mich im Bad eingeschlossen hatte und nicht mehr gestört werden wollte. Ich nahm den Nassrasierer vom Spiegelschrank und blickte mein Spiegelbild, tränenüberströmt an. Immerhin waren wir fünf Jahre zusammen und davon 4 Jahre verheiratet gewesen. Sowas warf man nicht einfach weg, nur weil ein anderer Typ sich zwischen uns stellte. Mit dem Nassrasierer in der rechten Hand, blickte ich auf mein Handgelenk und anschließend auf den orangeblauen "Fusion Hydro"-Rasierer von "Gillette" und wollte etwas ganz Dummes tun […]
Aufgrund der Fülle und voraussichtlichen Länge dieses Textes, wird dieser auf zwei Tage aufgeteilt. Lesen Sie morgen, wie es weitergeht.
Cheerio
Tagebuch-Auszug vom 13. + 14.08.2012
(C) by YORK INTERNATIONAL BOOKS 2012 / VERLAG BJÖRN SCHUBERT 2021
Bilder: Google-Bildersuche / Wikipedia (Dortmund-Ems-Kanal)
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