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Silvester steht bevor (2023)

Schwerte / Hanau, 30. / 31.12.2023 - Artikel von: Björn Schubert (Chas York) - Lesedauer ca.: 10 Minuten?

Seit dem 28.12.2023 gab es Feuerwerk zu Silvester, bei nahezu jedem Discounter einzukaufen, doch die Artikelauswahl war sehr ausgedünnt - Bild: Björn Schubert (2023)

Hanau in der Frühe, sämtliche Geschäfte wurden abgeklappert und die meisten davon, boten ein recht ausgedünntes Sortiment an. Absicht oder Zufall? Dies war hierbei, die wichtigste aller Fragen. Ich selbst, dies musste ich zugeben, war doch ziemlich überrascht und leider auch, mancherorts enttäuscht, über das derzeitige Angebot. Ging man später in die Läden, erhielt man so gut wie gar nichts mehr, an Feuerwerksprodukten, natürlich, je nachdem in welcher Stadt man einkaufen wollte. Vielerorts gab es meterlange Schlangen und in Hanau, gab es irgendwie, kaum ein mannigfaltiges Angebot. Vielleicht lag das an der Nähe zu Frankfurt, wo ja auch im vergangenem Jahr, die Silvesterausschreitungen waren? Wer wusste dies schon?

Windig war die Nacht vom 29.12. auf dem 30.12. und die Uhr zeigte 02:05 Uhr an. Wieder einmal, konnte ich nicht schlafen, Draußen kehrte inzwischen Ruhe ein, was auch nicht ganz unverständlich, zu Beginn des 'Vorsilvesters', war. Bisher verhielt sich auch, am vorherigen Tag, die Stadt recht still. Vereinzelt gab es mal hier und dort, einen Knall oder das Zischen einer Rakete zu hören. Ganz aber, mit damals in einem Vorort von Dortmund, so um die anfänglichen 10er-Jahre herum, war auch Hanau nicht zu vergleichen. Entweder lag es daran, dass diese ganzen nervigen Moralapostel, dauernd auf den sozialen Medien ihre Runden machten und die meisten davon, die Menschen stark beeinflusst hatten oder aber, kaum einer, wollte noch knallen. Nun gut, in Schwerte, wo 90% der Bewohner dieser Stadt, über 50 Jahre alt war, wunderte mich dies auch kein Stück mehr. Die Älteren unter uns, waren mittlerweile zu stark verbittert, meckerig und ständig nur am herumnörgeln, sodass denen alles mit der Zeit, was früher Gang und Gäbe war, auf die Nerven ging. Ja, dies bemerkte ich ganz deutlich, als ich mit mit meinem Mann am vorherigen Tage, im Globus Warenhaus in Maintal war. Auf dem Parkplatz, ließ ich ein paar Knallerbsen fallen und ein älterer Herr, der hinter unserem Auto parkte, beschwerte sich bei mir, weil ich ja augenblicklich eine von diesen Erbsen, auf die Beifahrerscheibe unseres Autos klatschte.

Ist das Ihr Auto?“, fragte der Typ doch tatsächlich und warf mir auch noch zur Krönung, einen fiesen Blick zum Töten zu.

Ja, ein Problem damit?“, was ich mit meiner Karre machte, konnte ihm schließlich egal sein.

Nicht, dass sie noch andere damit treffen.“, als ich dies vernahm, glaubte ich echt, mich verhört zu haben.

Alter, das sind Knallerbsen und keine Polenböller.“, wie Menschen augenscheinlich so engstirnig und leicht entzündlich werden konnten, verstünde ich wohl niemals.

Der Kerl konnte froh sein, dass er seinen Einkaufswagen wegbrachte und mir aus den Augen ging, denn es hätte sonst unweigerlich zur Eskalation geführt. Genau in solch einem Moment, vermisste ich die früheren Zeiten, wo sich keiner darum scherte, wer böllerte und wer nicht. Am schlimmsten fand ich jene Personen, die absichtlich ihr Fenster in der Silvesterzeit offenließen, obwohl sie wussten, dass ihr Köter darauf allergisch reagierte.

Moralapostel immer schlimmer

Ich meinte, okay; es war nicht direkt eisig kalt draußen und aktuell kletterte das Quecksilber im Thermometer, auf gemütliche 11°C. Trotzdem ließe ich niemals, bei diesen Temperaturen das Fenster offen. Schon alleine dann nicht, wenn ich eine Angsttöle besäße. Die mangelnde Hundeerziehung, machte sich aber auch wieder, in den letzten Tagen des Jahres, auf Facebook bemerkbar.

Knallt nicht! Mir zuliebe.“, und ein Hund oder eine Katze mit trauriger Mimik, war auf eines dieser Jammer-Bilder zu erblicken.

Wann genau dies eigentlich anfing, konnte ich nicht mehr so genau sagen. Aber ich schätzte mal, dass es so, um 2015 begann, mit diesen Moralaposteln, die jährlich an Intensität und versuchtem Eindruckschinden zunahmen. Wenn man Mal, ein solches Bild sah, konnte man darüber hinwegsehen. Doch, wenn nahezu ganz Facebook damit zugepflastert wurde, war es mitunter, ziemlich nervig. Dabei berücksichtigten diese Organisationen nie, dass es nicht am Hund oder am Böller läge, sondern am anderen Ende der Leine. Egal wo man hinblickte; Facebook, Instagram und X (ehemals Twitter), schon sah man irgendwo beim Herumscrollen diese Bildchen, die einen echten Pyro-Fan wie mich, rasend vor Wut hinterließen. Was war denn früher, als es noch kein Facebook und Co., gegeben hatte? Richtig, da nahm man es einfach hin, akzeptierte das Unvermeidliche und ließ die Leute machen, wie sie es wollten. Zwar gab es dennoch, den ein oder anderen, den es in gewisser Weise störte, wusste jedoch nur nicht, wohin er mit seiner Wut oder selbst angereicherten Panik gehen sollte, die unnötiger gar nicht sein konnte.
Wir redeten schließlich, von ein oder zwei Tagen im Jahr und nicht, von 365 oder 366 Tagen, an denen geballert wurde. Davon mal abgesehen, hätte man sich dann auch, über Sommergewitter beschweren müssen. Doch da erkannten die Leute, dass es nun Mal eine Gegebenheit war, die man zweifellos nicht ändern konnte. Hauptsache, man konnte auf die Tränendrüse drücken, Lügen der DUH weiterverbreiten, eine unnötige Welle schieben und die persönliche Angst vor den Krachern, subliminal auf die Hunde übertragen.
Auf dem Geburtstag meines Mannes (28.12.), waren wir in diversen Geschäften, um für Silvester und auch, für seinen Geburtstag etwas einzukaufen. Natürlich ließ ich mich nicht bremsen und machte, nahezu in jedem Lebensmittelgeschäft, einen Abstecher zu den Feuerwerksprodukten.

* Bildquelle: Hartmann Barendorf - Auf Facebook entdeckt 2023

Irgendwie seltsam, oder?

Ob die noch so laut scheppert, wie die Ursprünglichen? Dies bleibt abzuwarten - Bild: Björn Schubert (2023)

Mir fiel dahingehend auf, dass es dort kaum Knaller (Böller) gab, sondern nur noch Batterien, Raketen und haufenweise Kinderknaller. Sozusagen alles, was recht leise war. Okay, eine Rakete konnte natürlich auch, einen lauten Knall erzeugen, wobei ich dazu aber sagen musste, dass ich bei den neueren Produkten, nicht mehr so stark von ausgegangen war. Alles wurde nämlich, bei den neuen Exemplaren, auf umweltfreundlich und plastikfrei getrimmt, was ich einigermaßen gut fand, aber an der Funktion oder der Lautstärke, stark zweifelte. Die Dachkäppchen der Raketenhülsen, waren nun aus zusammengefalteter Pappe, die zu einer Spitze gefalzt wurde und selbst die Schutzkappe der Anzündlitze, bestand aus Kartonage. Der Holzstiel, war so wie immer aus diesem hellen Holz und auch die Hülse, sah wie immer aus. Statt der durchsichtigen Plastiktüte, um ein Raketen-Set herum, verpackte man diese auch nun, in 100% recyceltem Karton. Natürlich gab es auch noch, in einigen Geschäften, die gewöhnlichen Sortimente zu kaufen. Diese blieben aber womöglich noch, vom letzten Jahr übrig, die WECO oder auch Comet-Feuerwerk, an die Supermärkte in diesem Jahr, erneut auslieferten. Neuere Produkte jedenfalls, wie bei ‚nahkauf‘ oder REWE, waren nun umweltfreundlich. Es blieb demnach also, noch sehr viel Plastikmaterial übrig, was aber darauf zurückzuführen war, dass noch Restbestände abverkauft wurden.
Was die neuartigen Raketen anging, so rechnete ich gar nicht mehr damit, dass diese laut wären, was auch meine Vermutung erklären würde, die mir in den Sinn gekommen war, nachdem ich das ernüchternde Angebot zu Gesicht bekam. Kaum noch Böller, egal ob China-Kracher A, B, C, oder D, noch Knallfrösche oder ähnliches. Nur noch leuchtendes Material, wie Batterien, Raketen oder römische Lichter, die über keinen Knalleffekt als hauptsächliches Merkmal verfügten. Meine Vermutung lag darin, dass diese Verbotsgesuche nur deshalb aufgegeben wurden, wenn die Hersteller bereit dazu wären, für Kompromisse zu sorgen. Böller - also die roten oder weißen Kracher - sollten unterschwellig verboten werden, sozusagen, inoffiziell. Ein offizielles Verbot, erbrächte nicht den gewünschten Erfolg und wäre demnach auch nicht zielführend. Außerdem war das Bewahren von Traditionen, ein wichtiger Bestandteil des Grundrechts und ein offizielles und direktes Verbot, wäre nicht grundrechtskonform und stieße auf zu viel Gegenwehr. Damit es aber nicht bemerkt werden würde, wie damals bei den Luftpfeifern (aufgrund der unkontrollierten Flugbahn, wurden diese 2007 auf ´08 verboten), produzierte man eben keine Knallkörper mehr, sodass diese immer weiter, fast schon unbemerkt, aus den Regalen verschwänden.

Innovativ oder doch, eine insgeheime Resignation der Feuerwerkhersteller? - Bild: Björn Schubert (2023)

Eine Taktik oder doch, das Einleiten eines schleichenden Verbotes?

Irgendwann, so in 2-5 Jahren, gäbe es dann keine mehr, standardmäßig im Supermarkt zu kaufen (ausgenommen im Internet) und die alteingesessenen Pyros, würden sich irgendwann, rein zufällig fragen, wieso es diese nicht mehr zu kaufen gäbe. Doch dann war es meistens zu spät und das Feuerwerk im Lande, würde zunehmend leiser werden und dies alles, ohne, dass man es überhaupt wahrgenommen hätte. Dies immerhin, würde auch die Gegebenheit erklären, wieso diese vorzeitigen Knallgeräusche, immer mehr zu einer Seltenheit wurden und sich das hauptsächliche Knallereignis, auf den 31.12. beschränkte. Natürlich nur für die Pyros, die sich an die Regeln hielten. Die schwarzen Schafe, ließen wir dabei mal, außenvor. Raketen und Batterien, waren immerhin viel zu kostbar, um sie vorher zu verballern, weshalb sich die Leute, die Feuerwerk kauften, mit dem vorzeitigen Schießen, verstärkter zurückhielten.

Ein ausgedünntes Sortiment, beschränkt auf Leuchtsachen, ohne Kracher in einem REWE in Hanau - Bild: Björn Schubert (2023)

Die Gegebenheit, dass die vorzeitigen Abschüsse aber immer seltener wurden, fiel mir erst während und nach der Corona-Zeit, deutlicher auf. Die Personen, die in dieser Zeit noch Knallkörper übrighatten, bewahrten diese bis zum Schluss auf, um beim Beginn des neuen Jahres, mitmachen zu können. Es gab ja damals immerhin, nichts mehr zu kaufen und Nachschub, erhielt man demnach auch nicht. Da war es gewissermaßen töricht, alles schon vorher zu verballern. Naja und nun, machten die meisten Geschäfte schon dabei mit, überhaupt erst gar nicht, diese reinen Kracher anzubieten. Denn so, blieben die Silvesternächte und auch die davor, recht ruhig. Restbestände würden in diesem und vielleicht auch im nächsten Jahr - sofern kein generelles Verbot aufkäme - verkauft und dann, wenn es keine mehr gäbe, hörte man, mit etwas Glück nur noch, vereinzelte Batterien, Raketen oder noch vom Vorjahr übriggebliebene Böller, aus privaten Überbleibseln, die vorzeitig verschossen würden. Wie ich bereits sagte; Raketen und Batterien, waren zu kostspielig und auch zu kostbar, um zu viele davon, vor Silvester zu zünden und deshalb, so war meine Vermutung, blieb es über die letzten Tage, egal in welcher Stadt man blickte, ziemlich still. Ausgenommen natürlich, jene Städte die an der Grenze zu Polen lagen oder in jenen, wo der Grenzübertritt, ein Kinderspiel war.
Ich wusste es noch, als geschähe es erst am Vortag: Kaum lag der zweite Weihnachtstag in Scharnhorst hinter uns, knallten die Kids und Erwachsenen in unserer Wohngegend so, als hätten wir bereits Silvester. Morgens, um 10 Uhr ging es los, dass die ersten Kracher hochgingen, und dies zog sich, bis 1 Uhr in der Frühe, ohne Probleme durch. Früher, als die ersten Kracher des Jahres ertönten, freute ich mich immer, wie ein Hund, kurz bevor er Gassi gehen durfte. Dies setzte sich auch, bis zum aktuellen Tag, tapfer fort. Nur mit dem Unterschied, dass meine Freude auf das Neujahrsfest, immer stärker nach hinten rückte, weil die Böllergeräusche, nicht mehr so mannigfaltig waren, wie damals. Sobald ich in Hanau jemanden hörte, der eine Rakete, Batterie oder auch, einen Böller zündete, rief ich immer freudig, mit aufgerissenen Augen,

Bölli-Bölli!“, in die Runde.

Zur früheren Zeiten, als ich dies machte, gab ich es meist aber schon, zum 28.12., eines Jahres auf, weil ich sonst aus meinen ‚Bölli-Bölli‘-Rufen, gar nicht mehr herausgekommen wäre. Mittlerweile allerdings, wurde es zu einer Seltenheit und so, zog sich mein ‚Bölli-Bölli‘, wie ein roter Faden, bis 0 Uhr zum Neujahr, durch. Auch die Sichtung einer vorzeitig abgeschossenen Rakete, schien eine Rarität geworden zu sein. Was früher schon am 27.12., durchweg im Minutentakt sichtbar war, schien im aktuellen Zeitrahmen, fast schon ein Wunder zu sein. Gab es dann mal einen, der eine Batterie in der Nähe entfachte, galt dies für mich schon fast, als sensationell. Dies brachte mich zu jener Erkenntnis, dass ich die Silvester-Tage, aus den früheren Jahren, durchweg vermisste und sie förmlich herbeisehnte. Für mich, waren diese vorzeitigen Zündungen, nicht nur ein Zeichen von Normalität, sondern auch ein gewisses Balsam für meine Psyche.

Weiter geht es, Silvester...

Quellenangaben:
Bilder: Björn Schubert (Chas York) - Mit Ausnahme des Katzen-Bildes
Text: Björn Schubert (Chas York)
(C) by YORK INTERNATIONAL 21 (2023)

 

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