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9€-Ticket birgt Nachteile

Schwerte / Hanau / Deutschland, 02.07.2022 - 16:00 Uhr - Artikel von: Björn Schubert / Benjamin Schweich - Lesedauer ca.: 8 Minuten

Wer Leistungen zum Lebensunterhalt bezieht, der bekommt wohl bald Post vom Amt

Das 9€-Ticket ist für die Personen, die Geld sparen und nun günstiger durch die Gegend fahren wollen, bestens geeignet. Einigen Bezieher von Leistungen zum Lebensunterhalt auch 'Hartz-IV' bezeichnet, können nun schon bald, eine bittere Quittung in ihrem Briefkasten erhalten. Einige Jobcenter bitten nämlich ihre Kunden, zur Kasse. Was sie diesbezüglich wissen müssen, erfahrt ihr in unserem Nachrichtenbeitrag. Am ehesten trifft es Bürger, die mit Hilfe des SozialTickets, günstiger mit Bus und Bahn verkehren. Auch Schülertickets von Hartz-IV-Beziehern, sind betroffen. Auf dem Papier, macht sich das 9€-Ticket gut; in der Realität sorgt es aber auch für viel Chaos und Ärger. Für Hartz-IV-Empfänger und Empfängerinnen könnte es sogar, zu einem finanziellen Nachteil werden.

Ursprünglich sollte das 9€-Ticket für die Bundesbürger, für eine Erleichterung der finanziellen Lage, während der Energiekrise sorgen. Wer sonst das Auto für den Arbeitsweg nimmt, spart sich so den momentan erhöhten Spritpreis an der Zapfsäule. Dabei tut man natürlich auch der Umwelt etwas Gutes. Für die Personen, die wenig Geld in ihrer Brieftasche haben, lohnt sich dieses Ticket auf jeden Fall. Doch diese Personen, die sich für das vergünstigte Ticket entschieden haben, schulden dem Staat nun womöglich Geld.

Schülertickets werden zu einem großen Problem

Seit dem 01. Juni 2022 ist das 9€-Ticket an jedem Automaten von Verkehrsbetrieben und der Deutschen Bahn, erhältlich. Für den Fernverkehr, gilt dieses Ticket jedoch nicht. Mit Ausnahme von IC-Fernzügen die auch auf ihrer Linie, als Regional-Bahn verkehren. Diese Ausnahmen werden jedoch in der DB-App angegeben. Auch gilt diese Fahrkarte für die U-Bahn, für Straßenbahnen und den sogenannten Trams. Genau das, macht das Ticket so attraktiv. Für 9€ im Monat, können die Fahrgäste nun, fast täglich damit zur Arbeit fahren und auch am Wochenende, eine Fahrt durch ganz Deutschland einplanen. Wer Hartz-IV bezieht und schulpflichtige Kinder hat, muss immerhin jetzt nicht, die Kosten für die Fahrkarten bezahlen, weil dies bislang das Amt übernommen hatte. Genau das, könnte nun zu einem Problem werden. Schülerfahrkarten sind in der Regel günstiger als reguläre Monatskarten; mehr als 9€ kosten sie aber dennoch. Da Schüler und Schülerinnen auch das 9€-Ticket benutzen können, ist es laut HartzIV.org möglich, dass das Jobcenter nun den Differenzbetrag von Leistungsbezieher und -Bezieherinnen zurückfordert. Wie das RND berichtet, käme eine unterlassene Rückzahlung des Differenzbetrages einer 'ungerechtfertigten Bereicherung' gleich. Für diese Annahme, seien Bestimmte Paragraphen als Grundlage des Sozialgesetzbuches herangeführt worden (z.B. § 29 SGB II).

Lage unterscheidet sich, je nach Bundesland

Wie es zum Beispiel, in Nordrhein-Westfalen ausschaut, scheint aus dem uns vorliegenden Bericht, derzeit nicht hervorzugehen. Jedoch sollte dieses Ticket auch, hierzulande mit Vorsicht genossen werden. Die Lage sei verzwickt, hieß es auf 'gentside.de', weil jedes Bundesland selbst entscheiden kann, wie es mit dieser Problematik umginge. Es hieß in diesem Nachrichtenbeitrag, dass jedes Jobcenter unterschiedlich entscheiden würde. Die Bundesländer Baden-Württemberg, Thüringen, Bayern und Niedersachsen, erweisen sich als wenig kompromissbereit: Leistungsbezieher und Bezieherinnen müssen in diesen Bundesländern, mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Rückzahlung an das Amt, rechnen. Das Wirtschaftsministerium Baden-Württembergs äußerte sich gegenüber der 'Westfälischen Allgemeine Zeitung' wie folgt:

"Die Jobcenter werden entweder bereits für die Zeit ab Juni die Leistungsgewährung nach dem SGB II entsprechend anpassen oder im Nachgang, die bisherige Leistungsbewilligung teilweise widerrufen."

Andere Bundesländer, darunter auch Brandenburg, Schleswig-Holstein, scheinen Gnade vor Recht walten zu lassen: Mit einer Aufforderung zu Rückzahlungen, sei dort eher nicht zu rechnen. Da erkennt man wieder, dass das Ticket wohl zu voreilig beschlossen wurde, ohne vorher einmal gründlich und logisch, über eventuelle Konsequenzen nachgedacht zu haben.

Das 9€-Ticket im Test

Überfüllte Züge und Bahnhöfe, defekte Automaten und viel Stress und zudem auch, kaum Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern oder Elektrorollern. Diese Ereignisse kamen etwas erwartet und doch, ließ man es zu, dass es soweit kommen konnte. Grundsätzlich ist diese Fahrkarte, eine gutgemeinte Sache. Man spart Geld, kann auf das Auto verzichten und muss sich nicht an der Zapfsäule ärgern. Wenn man sich nun aber auf die Piste mit diesem Fahrschein begibt, erkennt man schnell, dass der Stress am Bahnsteig oftmals, höher ist als der an der Tankstelle, an welcher der Liter Super durchschnittlich zurzeit 1,71€ kostet. Wer also durchaus, auf überfüllte Züge auf den Weg zur Arbeit oder zur Schule steht, der hat damit kaum Probleme. Jedoch als älterer Fahrgast oder als jemand, mit einem Rollstuhl, sollte sich diese Gegebenheit 2x überlegen. Hinzu kommen noch, etwaige Verspätungen oder Ausfälle von Zug-Taktungen, was eine Reise mit dem 9€-Ticket durchaus, zu einer Zerreißprobe macht. Wir sagen: "Eine Fahrt und nie wieder." Leider war das Ticket als Energieausgleich, kaum gut durchdacht gewesen und naja, wir wagen zu bezweifeln, dass es jemals besser werden könnte.

SozialTickets oder vom Amt finanzierte Abo-Fahrkarten, könnten problematisch werden!

Auch das in NRW genannte 'SozialTicket' oder Tickets die bundesweit auf dieselbe Weise genutzt werden, bergen auch eine Herausforderung. Ebenfalls wie bei den Schülertickets, die vom Amt gesponsert werden, können auch hierbei, Rückforderungen auf sie zukommen. Eventuell wird das Amt auch die Differenz zurückfordern. Bewahren Sie diese Differenz bestenfalls auf, um auf Nummer sicher zu gehen und für den Fall der Fälle, die gewünschte Forderung auf Anhieb begleichen zu können. Die Bundesagentur für Arbeit, sowie auch das Sozialamt, tun sich nämlich schwer damit, Ratenzahlungen zu gewähren. Damit Sie nicht das blaue Wunder erleben, bewahren Sie die Differenz möglichst auf und sofern eine Forderungsaufstellung diesbezüglich bei euch eintrudelt, ende September, haben Sie das Geld auch direkt verfügbar und können die Rechnung umgehend bezahlen. Leider schenkt der Staat einem nicht immer etwas.

Quellenangaben
Bilder: Björn Schubert 2021 / 2022
Text-Recherche: Björn Schubert / Benjamin Schweich
Zitate: gentside.de

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