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Schusterjungen, Hurenkinder gehen...

…gar nicht. Kommata schon.

Schwerte, 10.06.2021 - 06:17 Uhr - Artikel von: Chas York - Lesedauer: - keine Angabe -

Ein Jeder kennt sicherlich diesen Witz mit dem Opa und dass die korrekte Zeichensetzung leben retten kann, ist uns auch bewusst. Aber überall werden wir täglich von Reglements, Verbote und Vorschriften überrannt, sodass ich lieber sage, dass ich es dann eher bevorzuge den Opa zu essen, anstatt mich mit sinnlosen Schulweisheiten auseinander zu setzen. Normalerweise, so wie mein Schreibprogram es mir befielt, müsste ich "auseinanderzusetzen" zusammen schreiben. Doch mal ganz ehrlich; ich finde "auseinanderzusetzen" schwerer zu lesen im Zusammengeschriebenen, als "auseinander zu setzen" im Auseinandergeschriebenen. Laut "Duden", wäre Letzteres nämlich korrekt.

Im Deutschunterricht schrieb meine Klassenlehrerin stets, ein "gut" und seltener auch mal ein "befriedigend", auf das Zeugnis. Letzteres - dies musste ich sagen - war entweder krankheitsbedingt oder auch dadurch zu erklären, dass mir die Themen "Lyrik", sowie "Romanerörterung" gehörig auf die Nüsse gegangen waren. Statt einen Roman zu unterrichten, der halbwegs modern war, kamen die Lehrer stets mit "Goethe" oder mit "Friedrich Dürrenmatt" daher. Statt mit neu-modern geschriebenen Texten die Unterrichtsstunden zu füllen, kamen sie immer mit solch altmodischem Kram und quälten uns mit geschriebenen Werken, die keiner mehr so recht verstehen konnte. Wer bitteschön, der nicht im Jahr 1870 geboren wurde und aktuell noch unter uns weilt - was ziemlich unwahrscheinlich ist - schreibt heute noch das Wort "geschwind" oder "Buble"? Hätte ich die Lehrerin nicht gehabt, die mir gesagt hätte, dass das Wort "Buble" nicht den Sänger benennt, sondern ein altertümliches und regionalbegrenztes Wort für "Junge" sei, wäre ich ganz schon aufgeschmissen gewesen. Selbst heute findet man das Wort nur bei Google, sofern man tief danach gräbt.

Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!

Die deutsche Rechtschreibung und auch die Grammatik wurden seit meiner Schullaufbahn - ich machte meinen FOR in der Abendrealschule nach - mehrfach reformiert und geändert. Ein Mensch der allerdings in den letzten Jahrzehnten, nicht mehr zu Schule gegangen ist, bekommt allerdings erhebliche Schwierigkeiten, wenn er plötzlich wieder eine Bewerbung schreiben muss, jedoch nicht mitbekam, dass sich die Rechtschreibung wieder geändert hatte. Ein kleines Beispiel ist das Wort "dass". Die Konjunktion „dass“ verbindet Nebensätze meist mit Hauptsätzen, in denen Verben wie „behaupten, bestätigen, denken, glauben, hoffen, meinen, sagen, versprechen, wissen“ usw. vorkommen. usw. und etc. In der Schule haben wir gelernt: Kann man, statt diesem "dass", kein "dieses", "jenes" oder "welches" einsetzen, so schreibe man es mit Doppel-S. Nun, in den 60- und 70ern, als die Generation X (Altersgruppe der etwa 1965 bis 1975 Geborenen) noch zur Schule gegangen war, schrieb man dieses Bindewort allerdings mit einem scharfen S (ß = früher auch als S-Z bezeichnet). Die alte Rechtschreibreform im Jahre 1996, sorgte aber dafür, dass diese Regel außer Kraft gesetzt wurde und schon war alles, was man in der Schule irgendwie beigebracht bekommen hatte, für die Katz gewesen. Da gab es noch mehr Beispiele wie z.B. die Gegebenheit mit dem langen und kurzen Vokal und der Situation, wann stets ein SS oder ein ß benutzt werden müsse. Nun haben wir das Wort "Erdgeschoss". Demnach haben wir aber einen kurzen Vokal, hier das O und es müsste mit SS geschrieben werden. Nun nutze ich aber das Programm von Microsoft, welches mich stets dazu zwingt, dieses Wort mit einem scharfen S zu schreiben. "Erdgeschoß" sieht ziemlich blöd aus, wenn Sie mich fragen. Aber, wenn der Duden sagt, dass es korrekt ist (österreichisches Deutsch), dann soll mir das Recht sein. "Laufengelassen" auch so ein Ding. Das eine Programm will, dass ich dieses Wort auseinander schreibe und mein Programm sagt zusammen. Da wird doch der Hund, in der Pfanne verrückt!

Zwischen Leidenschaft und Zwang

Ich mache mich, was die Rechtschreibung und Grammatik angeht, nicht mehr selbst bekloppt. Zwar habe ich immer, sofern ich schreibe, die Internetseite vom Duden geöffnet, jedoch schaue ich da nur hinein, wenn ich mir wirklich unsicher bin. Die meisten Worte, die ich so in meinem Alltag verwende, sind inzwischen reine Routine bei mir. Da brauche ich fast nicht mehr nachzuschauen. Auch nehme ich mir stets die aktuelle Kommasetzung (korrekt: Interpunktion) zu Gemüte und stoße aber immer wieder auf Barrieren. Sofern ich meine Bücher möglichst perfekt korrigiert hatte, streng nach Vorgabe und Richtlinie, kam meist der Lektor daher und unterstrich mir, alle vermeintlichen Kommata die ich angeblich falsch gesetzt hätte. Dabei stellte ich vorher sicher, dass alles richtig wäre und seitdem, fasste ich mir einen Entschluss: "Scheiß auf die Interpunktionen. Mach es so, wie du es für Richtig erachtest!", und zack... plötzlich konnte ich meine Bücher; besser vorlesen, selbst das Schreibprogramm, mit welchem ich mir die Worte vorlesen ließ, kam nicht ins Straucheln und es sah zudem auch, noch ordentlicher aus.
Dann stellte ich fest, dass es zwischen mir und herausragenden Autoren, einen endscheidenden Unterschied gegeben hatte: Ich schreibe meine Bücher und Geschichten, aus Leidenschaft und nicht, weil man es von mir verlangt. Ich könnte mit Fug und Recht behaupten, dass ein Fitzek oder, wen es sonst noch alles gibt, durchaus seine Werke verfasst, weil seine Fans sich dies wünschten. Dies ist meistens auch der Grund, wieso der zweite Teil eines Mehrteilers von einem herausragenden Autor zumeist, recht bescheiden ist. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr so genau, wie der Autor hieß; aber 2005 las ich das erste Band von einem Autor und dachte mir: "Wow, geiles Buch.", als dann Band 2 herausgekommen war, dachte ich mir danach nur noch: "Das war jetzt eine mega Zeitverschwendung.", trotzdem verkaufte er seine Bücher massenhaft. Und ich war der festen Überzeugung gewesen, dass der Autor dieses Buch nur geschrieben hatte, weil seine Fans es wollten, er aber nicht. Wenn man etwas nicht mit Leidenschaft macht, kommt eigentlich in 90% der Fälle, nur Dünnpfiff dabei heraus.

Schusterjungen und Hurenkinder

Vielen Lesern sind höchstwahrscheinlich, in meinen Artikeln und auch in meinen Print-Erzeugnissen, die fehlerhafte Kommasetzung aufgefallen. Irgendwie muss ich aber dazu auch sagen, dass es mich tierisch wurmt, wenn man mich darauf aufmerksam macht. Zumal ja auch in meinen Büchern, direkt auf der ersten oder der zweiten Seite der Hinweis steht, möglichst nicht auf die Interpunktionen zu achten. Der Grund: Für mich ist diese Zeichensetzung nur noch ein Stilmittel. Gleichzusetzen mit "Metaphern", "Anaphern" usw. Ich bräuchte gefühlt 50 Jahre, bis ich dann mal endlich ein Buch auf den Markt bringen könnte, nachdem ich endlich Frieden mit meinen Lektoren geschlossen hätte und das, ist schon fast nicht mehr möglich.
Ich zeigte meine Werke zunächst einem Lektor, einer ausgebildeten Fachkraft und erhielt nur noch rote Seiten zurück. Als ich diese nicht-korrigierte Fassung einem Lehrer vorhielt, der zeigte diesem Lektor doch tatsächlich einen Vogel und korrigierte meine Werke komplett anders. Hinterher hatte ich dann ein Werk, welches eigentlich gar nicht mehr zu mir passte. Der Plot veränderte sich dadurch so stark, dass man auch fast hätte denken können, es hätte ein Fremder geschrieben, der meine Art mich zu artikulieren, überhaupt nicht kennen würde. Das Wort "Ficken" - was übrigens nicht in diesem Fall, auf den Geschlechtsverkehr, sondern auf den rheinländischen Likör zurückzuführen war - wurde einfach in "kopulieren" oder in "miteinander schlafen" geändert und das, in einer wörtlichen Rede! Man muss sich mal vorstellen: David Dündaz sagte einmal im Jahr 1999 "Fick dich doch du blöde Kuh!" und was machte der Lektor daraus? "Scher dich zum Teufel du dusselige Kuh!", wohlbemerkt; vermutlich schrieb er noch nicht einmal das gerne. Doch mir ging es da ums Prinzip; so hatte David es immerhin nicht gesagt und ihm einfach andere, schönere Worte in den Mund zu legen, das geht für mich mal gar nicht. Hinzu kam noch, dass er in diesen Satz, Kommata hinzugefügt hatte, die da eigentlich gar nicht - laut Regel - hingehörten. Immerhin gibt es in diesen Satz keinen verschachtelten Nebensatz. Ich bin mir jedenfalls, über die korrekte Kommasetzung bewusst, setze sie allerdings nur ungerne nach Regel ein und deshalb, werte ich meine eigene Kommasetzung als "Stilmittel". Zwar ist dies nicht unbedingt die feine englische Art, jedoch macht es mir das Schreiben einfacher und ich kann mich, in aller Ruhe, auf die Geschichte konzentrieren.
Doch ich habe eine goldene Regel, welche ich wohl offenbar, als Einziger beherzige und der ich scheinbar auch immer treubleibe: Das sind sogenannte "Hurenkinder" und "Schusterjungen" in meinen Werken einzubauen. Schaut man sich die Bücher von herausragenden Autoren an, findet man dieses Phänomen fast schon, in nahezu jedem Printwerk. Wie dies bei eBooks geregelt wird, weiß ich natürlich nicht, weil ich mir grundsätzlich nie ein Solches kaufen würde. Ich halte beim Lesen immer gerne was in der Hand, was ich fühlen kann. Wer täglich für 8 Stunden das Handy in seinen Händen hält, der weiß wovon ich spreche. Nun gut: Diese Schusterjungen oder Hurenkinder, vermeide ich in jedes meiner Werke und dies, mit voller Absicht. Für mich vereinfacht diese Gegebenheit nicht nur das Lesen an sich, sondern es macht auch die Seiten irgendwie ordentlicher und strukturierter. Wieso hochrangige Autoren allerdings nicht, diese gewisse Ordnung einhalten, ist mir ein gänzliches Rätsel. Jedoch muss ich dazusagen, dass ich niemanden meine Methoden aufzwängen will und jeder sollte möglichst, seine eigenen Stilmittel einbringen. Immerhin wandelt sich die deutsche Sprache Tag für Tag. Statt zu meckern über Fehler, sollte man sich freuen, dass es noch Autoren gibt, die richtige Bücher schreiben. Naja und die Gegenwart ist schon technisch genug und es gibt täglich, immer wieder neuen Fortschritt. Wieso sollte dieser Fortschritt dann auch, bei der deutschen Sprache aufhören? Okay, bei Anglizismen allerdings, hört der Spaß für mich auf. Das ist einfach nur noch grauenhaft.

In diesem Sinne sage ich
Cheerio

Quellen der Bilder: Google-Bildersuche / Chas York
(C) by YORK INTERNATIONAL / VERLAG BJÖRN SCHUBERT 2021

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